Sicher habt ihr es noch nie gemeimsam gemacht. Aber die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass ihr es beide tut: Selbstbefriedigung. Habt ihr euch schon mal erzählt, an was ihr dabei denkt? Das muss ja nicht gleich euer komplettes privates Masturbations-Fantasien-Arsenal sein. Eine einzelne Fantasie reicht. Ein kleines, aber für dich entscheidendes Detail. Was das damit zu tun hat, dass du keinen Sex mehr in der Beziehung hast? Vielleicht nicht weniger als alles!

Deinen Körper mit Selbstbefriedigung zu feiern, bringt dir wieder einen Zugang zu deiner eigenen Lust – ganz allein und unabhängig von deinem Partner. Und sie fühlt sich nicht nur toll an. Du kommst beim Masturbieren auch deinen Fantasien auf die Spur. Den Fantasien, die in deiner Beziehung wahrscheinlich zu kurz kamen. Und genau diese Fantasien sind es, mit denen du wieder die Lust in deine Beziehung bringen kannst.

Je länger die Liebe dauert, desto seltener wird der Sex in der Beziehung

Dass du in einer längeren Beziehung irgendwann keine Lust mehr auf Sex mit deinem Mann hast, ist völlig normal. Frag doch mal deine Freund*innen – die meisten werden dir das bestätigen können.

Der Grund dafür ist ein folgenschwerer Irrtum, der aus unseren romantischen Idealen entsteht. Die Legende geht in etwa so: “Ich habe den einen Mann fürs Leben gefunden, mit dem ich bis ans Lebensende zusammen sein will und der mir alle Sehnsüchte erfüllen soll. Alles mit einem für immer.”

Wir lieben uns, also muss doch auch der Sex miteinander toll sein! Warum haben wir trotzdem keinen mehr?

Dass es nicht hundertprozentig passt im Bett ist normal. Schließlich lernt man sich auf die verschiedensten Weisen kennen. Wer stellt schon auf der Hochzeitsfeier des besten Freundes beim Smalltalk mit dem süßen Sitznachbarn die Frage: “Ich steh auf Sex im Latexanzug – du auch?”

Der Heidelberger Paartherapeut Ulrich Clement behauptet sogar, dass beide Partner sich ganz zu Anfang einer Beziehung sexuell auf den kleinsten gemeinsamen Nenner einigen. Das heisst, beide könnten sich eigentlich noch mehr, noch anderes, noch besseres vorstellen. Sie sind aber zu gehemmt, um offen darüber zu reden.

Wie der Sexualtherapeut Ulrich Clement in seinem therapeutischen Ansatz zeigt, hat aber jeder Partner neben der gemeinsamen Paarsexualität noch eine ganz eigene sexuelle Welt – und die ist oftmals sehr viel größer, lebendiger, bunter als die Welt, welche die Partner miteinander teilen.

Nur leider gewähren die meisten Menschen dem Partner wenig Einblick in “ihre” Welt. Sie glauben, sie würden den anderen erschrecken, überfordern, irritieren – und lassen ihre Vorstellungen und Wünsche von Sexualität lieber im Dunkeln.

Ursula Nuber – Was Paare wissen müssen: 10 Grundregeln für das Leben zu zweit
Lotta Frei als Paar wieder Lust in die Beziehung bringen

Kaum mehr Sex ist auch keine Lösung – wie machen das andere Paare?

Ich möchte dir von vier Paaren aus meinem Freundes- und Bekanntenkreis erzählen. Diese Paare haben irgendwann begonnen, sich über ihre Fantasien auszutauschen (alle Namen sind geändert).

Paar Nr. 1 lässt den Fachmann ran

Melanie und Stephen, 32 und 36, stehen vor der Herausforderung, dass Melanie Fesselspiele ausprobieren will. Stephen tut was er kann. Er kauft Manschetten, knotet Melanie ans Bett, findet es auch ganz nett. Aber Melanie will mehr. Sie ist neugierig auf richtige Bondage. Mit Seilen verschnürt in der Luft zu schweben.

Das übersteigt bei weitem Stephens Fähigkeiten. Aber sie finden übers Internet einen Bondagekünstler in Hamburg, ein Meister seines Fachs. Sie buchen einen Termin beim Fachmann und er führt Melanie als Ropebunny in seine Seilkunst ein.

Für Melanie ist es ein befreiendes, zutiefst befriedigendes Erlebnis. Sie weiß jetzt, wie sich das anfühlt, und das starke Verlangen nach dem Gefesselt-Werden lässt sogar nach. Melanie und Stephen sind wieder zufrieden mit ihrem normalen Kuschelsex, manchmal sogar mit Handschellen.

Etwa 36 bis 40 Prozent der sexuellen Wünsche von Männern und Frauen werden nur deshalb nicht erfüllt, weil der Partner diese Wünsche gar nicht kennt. Würde er sie kennen, würde er sie aber gern erfüllen.

Ärzte Zeitung vom 10.10.2014

Paar Nr. 2: Neue Lust im Swingerclub

Sabrina und Max, beide um die 50, drei Kinder im Teenageralter, haben ihr Sexleben schon fast aufgegeben. Am Ende hatten sie gar keinen Sex mehr in der Beziehung, weil die Zweisamkeit im Alltag auf der Strecke bleibt. Auch fällt es Sabrina schwer, sich zuhause im Schlafzimmer fallenzulassen. Aber ihre Liebe ist zu innig für eine Trennung, deshalb suchen sie nach Lösungen.

Nun besuchen sie einmal im Monat einen Swingerclub. Sabrina hat dann Sex mit anderen Männern. Max ist einfach dabei und genießt es, ihre Lust mitzuerleben. Wenn sie danach nach Hause kommen, haben sie nun oft wieder schönen Sex. Beide erleben ihn als verbindend für die Beziehung.

Paar Nr. 3: Gemeinsame Fantasien entdecken

Jana und Jens, 38 und 40, haben vor einigen Jahren aus Jux einen Swingerclub besucht. Und beim Besichtigen der unterschiedlichen Räume zufällig entdeckt, dass sie ein Interesse für BDSM und Rollenspiele teilen.

Das leben sie nun hauptsächlich zu zweit, aber auch mit Gleichgesinnten auf BDSM-Parties aus. Mittlerweile sind die beiden Eltern geworden, können sich aber dank Babysitter regelmäßige Auszeiten für die Lust nehmen.

Paar Nr. 4: Hoteldates als Lustmacher

Susanne und Niklas, beide Ende 40, sind beide beruflich sehr eingespannt. Niklas ist abends von der Arbeit oft zu müde für ausgiebigen Sex. Außerdem kommt er schnell zum Orgasmus und steht anders als Susanne mehr auf Quickies. Susanne wünscht sich mehr. Niklas geht darauf ein und merkt, dass er diese Seite von Susanne zuletzt vermisst hat:

Sie genießt es, von mehreren Männern über Stunden gleichzeitig und abwechselnd verwöhnt zu werden. Ein paar Mal im Jahr buchen die beiden ein Hotelzimmer und laden Solomänner ein, die sie auf Joyclub kennenlernen. Die Vorfreude auf diese Abende und das Erlebnis selbst geben Susanne so viel Befriedigung und Energie, dass sie die Zeiten dazwischen nicht mehr als Durststrecken erlebt.

Lotta Frei als Paar wieder Lust aufeinander bekommen

Sex mit anderen geht auch ohne offene Beziehung

Keines dieser vier Paare hat nach eigenem Empfinden eine offene Beziehung. Darüber zu sprechen, welche Möglichkeiten es von Sex außerhalb der Beziehung gibt, bedeutet nicht zwangsläufig, von heute auf morgen in einer offenen Beziehung zu sein.

Das Problem ist, dass wir die Monogamie als eine Grundvoraussetzung für eine funktionierende Beziehung sehen. Dabei ist Monogamie nur eine von vielen Möglichkeiten! Und zwischen Monogamie und offener Beziehung gibt es, wie du siehst, viele Abstufungen.

Das passierte meinem Freund und mir, als wir über unsere sexuellen Fantasien sprachen

Auch in meiner langen Beziehung war das Sexleben zum Stillstand gekommen. Am Ende hatten wir alle paar Monate mal Sex. Als wir deshalb nach 15 Jahren begannen, offener über unsere Fantasien zu sprechen, stellten wir schnell fest: das passt nicht zusammen.

Er träumte von einer dominanten Frau – die ich nicht ausreichendem Maß darstellen konnte. Ich träumte von einem Dreier mit zwei Männern – den er nicht im geringsten geil fand.

Der Paartherapeut Bernd Nickel rät dazu, erotische Differenzen zu akzeptieren und positiv zu nutzen:

Paare, die dem gesellschaftlichen Ideal nacheifern wollen und Differenzen leugnen, werden den kleinsten gemeinsamen Nenner finden: Die Langeweile. Paare, die sich mit unerfüllten Sehnsüchten offen auseinandersetzen, können darin eine Ressource für ihr Liebesleben finden. Indem man die Facetten der Sexualität anerkennt und das Spektrum des Möglichen auslotet, kann man überraschende Entdeckungen machen. Das ist kein Versprechen, sondern nur die Chance auf eine Möglichkeit. Allein diese Chance ist jedoch eine Auseinandersetzung mit der Offenheit wert.

Bernd Nickel (Paartherapeut) – Der Mythos Leidenschaft in der Sexualität von Dauerpaaren

Kein Wunder, dass es zwischen uns lau geworden war. Aber wir liebten uns nach wie vor und erkannten, wie wichtig es dem anderen jeweils war, etwas Neues zu erleben. Also akzeptierten wir unsere Differenzen und gaben uns gegenseitig grünes Licht für den Alleingang.

Mein Freund buchte einen Termin bei einer Domina, die ihr Handwerk von der Pike auf gelernt hatte. Und ich machte mich bei Joyclub auf die Suche nach zwei Männern für meinen ersten Dreier.

Die andere Frau als entlastende Helferin

Ich empfand es als ungeheuer entlastend, diesen ‘Job’ an eine Professionelle abgeben zu dürfen. Wir hatten viel miteinander experimentiert, aber je dominanter meine Rolle sein sollte, desto mehr fühlte ich mich wie eine Schauspielerin.

Die dominante Rolle fühlte sich falsch für mich an, weil ich im Innersten genauso devot war wie mein Freund. Er blühte auf, als er sich außerhalb der Beziehung holen durfte, wonach er sich sehnte. Im Endeffekt waren wir beide nun viel entspannter und gelassener, was sich auch positiv auf unseren Alltag auswirkte.

Trennung darf ein Thema sein, wenn kaum mehr Sex in der Beziehung stattfindet

Da wir während dieser Zeit eine Wochenendbeziehung führten, verliebte ich mich jedoch in einen der Männer, die ich beim ersten Dreier kennengelernt hatte. Das funktionierte eine zeitlang gut parallel. Aber nach einem Jahr ganz ohne Sex stellten mein Freund und ich fest, dass unsere Bedürfnisse wohl doch zu unterschiedlich waren.

Wir lebten nach wie vor gern zusammen. Aber für eine Beziehung ohne gemeinsamen Sex fühlten wir uns zu jung. Und da wir auch keine Kinder haben, entschlossen wir uns, es beide noch einmal allein zu wagen. Wir trennten uns als beste Freunde, die wir noch heute sind.

Wenn die sexuellen Differenzen zu groß sind

In unserem Fall lagen die sexuellen Bedürfnisse und Fantasien sehr weit auseinander. Wir hätten für immer auf unseren ausgetretenen Pfaden bleiben können, das ist der vermeintlich sichere Weg. Aber eben auch der fade, bekannte, vorhersehbare Weg.

Kein Wunder, dass die Lust dabei auf der Strecke bleibt. Denn Erotik lebt von Überraschung und Abwechslung. Im schlimmsten Fall holt sich irgendwann eine*r von beiden diese Lust heimlich außerhalb der Beziehung und die Kacke ist am Dampfen. Dann doch lieber vorher drüber reden und versuchen, einen gemeinsamen Weg aus der Lustlosigkeit zu finden. Auch wenn das bedeutet, die Lust getrennt auszuleben.

Nicht immer muss das automatisch zur Trennung führen, wie der Filmklassiker “Belle de jour” von Luis Buñuel so perfekt zeigt. Darin lebt die Hauptfigur, gespielt von Catherine Deneuve, tagsüber ihre sexuellen Fantasien mit Unbekannten aus. Die Konsequenz auf ihre Ehe: je mehr sie ihre eigene Sexualität unabhängig ausleben kann, desto mehr liebt sie ihren Mann.

Fazit – Wenn Sex in der Beziehung keine Rolle mehr spielt, lohnt sich ein Blick auf die Fantasien

In diesem Blogartikel habe ich dir von 5 Paaren erzählt, die ihre Fantasien ausleben und zu einer erfüllten Sexualität für beide Partner gefunden haben. Eins dieser Paare hat sich nach einem Jahr getrennt, jedoch sind beide mittlerweile in neuen Beziehungen. Das ist doch kein so schlechter Schnitt, oder?

Lotta Frei mehr Lust in die Beziehung neu beleben

Das kannst du tun für mehr Sex trotz Beziehung

Partnerschaftstest für sexuelle Zufriedenheit

Das Institut für Psychologie der Universität Göttingen hat mehrere umfangreiche Online-Partnerschaftstests entwickelt, die dir helfen, die Knackpunkte in deiner Beziehung besser zu benennen.

Es handelt sich dabei nicht um Wald-und-Wiesen-Spaßtests, sondern um solche, die zur therapeutischen Diagnostik verwendet werden. Der ‘Partnerschaftstest Sexuelle Zufriedenheit’ macht dir die Problemfelder eures Sexlebens bewusster. Alle Testergebnisse lassen sich anonym speichern. So kannst du nach einigen Monaten schauen, was sich verändert hat.

Hier gehts zu den Theratalk Partnerschaftstests

Buchtipps zum Thema:

Guter Sex trotz Liebe – Wege aus der verkehrsberuhigten Zone – Der Paartherapeut Ulrich Clement gibt darin konkrete Anregungen, wie ihr den Teufelskreis der Unlust überwinden könnt. Kein Sex mehr in der Beziehung muss nicht das Ende sein.

Über Sex wird viel geredet, aber noch mehr geschwiegen. Think Love: Das insdiskrete Fragebuch von Ulrich Clement bringt euch wieder in den Dialog über das, was man sich niemand zu fragen traut.

Heute komme ich zuerst! Lieben und Leben ohne Kompromisse ruft die Autorin Susanne Wendel uns in ihrem neuen Buch auf, nachdem sie uns schon mit Gesundgevögelt und Gesundgevögelt in 12 Wochen begeistert hat. Sie zeigt darin auf, wie radikale Richtungsänderungen, kompromissloses Eingestehen eigener Wünsche, klare Ansagen und Offenheit für völlig neue Lebenskonzepte eine neue Liebens- und Lebensqualität ermöglichen.


Lustlosigkeit kann vielfältige körperliche und psycho-soziale Ursachen haben. Wenn du sehr unter deiner ausbleibenden Lust leidest, schadet es sicher nicht, auch darauf einen Blick zu werfen. Trau dich auch, zur Abklärung auch deine*n (Frauen-) Arzt oder Ärztin ins Vertrauen zu ziehen.


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Foto von Rhett Wesley, Aron Visuals und Ömürden Cengiz via unsplash.com

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